Die Geschichte unserer Gemeinde

Die Evangelische Kirchengemeinde Arnsberg ist ein Kind des napoleonischen Zeitalters.

Bis 1801 gab es in Arnsberg, dem Sitz der Regierung für das zum Kurfürstentum Köln gehörende Herzogtum Westfalen kaum eine evangelische Familie und erst recht keine evangelische Kirchengemeinde.

Dies änderte sich, als im September 1802 hessische Truppen einmarschierten, um das Herzogtum für den neuen Landesherrn, Landgraf Ludewig X. von Hessen-Darmstadt, zu sichern. Zusammen mit ihren Familien bildeten die durchweg evangelischen Soldaten eine Militärgemeinde. Doch schon 1804 gründete sich eine Zivilgemeinde , die zunächst sehr klein war. Der Landgraf übertrug die Seelsorge an den Gemeindegliedern dem Feldprediger. 

Während einer Vakanz im Jahre 1809 und einer weiteren in den Jahren 1815 bis 1816 wurden kirchliche Amtshandlungen wie Taufen, Trauungen und Beerdigungen von den katholischen Geistlichen wahrgenommen. Mangels eines eigenen Gotteshauses fanden die Gottesdienste alle 14 Tage sonntags nach der katholischen Frühmesse in der Stadtkapelle neben dem Glockenturm statt.

Als Folge des Wiener Kongresses fiel 1816 das Herzogtum an den König von Preußen. Infolge kamen 60 meist evangelische Beamte mit ihren Familien nach Arnsberg. Nach vielfältigen Anstrengungen konnte schließlich am 08. Mai 1825 die erste evangelische Kirche am Neumarkt in Arnsberg eingeweiht werden. Es war zugleich die erste evangelische Kirche im Hochsauerlandkreis.

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wuchs die Gemeinde. 1842 wurden durch die Regierung erstmals Pfarrgrenzen festgelegt. Zur Gemeinde gehörten nun die Magistratsbezirke Arnsberg und Neheim, das Amt Hüsten, Voßwinkel und Echthausen, die Amtsbezirke Hellefeld und Freienohl. Später kamen noch Neuhaus, Endorf, Stockum und Allendorf hinzu.

1871 wurde Neheim selbständige Gemeinde. Es folgten mit Oeventrop 1893 und Sundern (erst 1970) weitere Ausgliederungen, Oeventrop verlor den Status der Selbständigkeit wieder ab 2001.

Am 13.11.1893 wurde die Ev. Kirche in Oeventrop eingeweiht, die 1993 zum 100-jährigen Jubiläum den Namen Dietrich-Bonhoeffer-Kirche erhielt. Die Gemeinde erhielt für diesen Festakt von der Kaiserin und Königin Auguste Victoria eine Bibel mit der Widmung: „Herr, deine Augen sehen nach dem Glauben“ (Jer 5,3).

Ende des 19. Jahrhunderts nahm das Gemeindeleben einen sichtlichen Aufschwung. In einem „Männer- und Jünglingsverein“ schlossen sich 1887 vornehmlich Gemeindeglieder aus dem Arbeiter- und Kleinbürgerstand zusammen. Er rief den noch heute musizierenden Posaunenchor ins Leben und man erbaute 1896/97 an der heutigen Jahnstraße ein Vereinshaus, das nach einem Bombenangriff 1950 als „Martin-Luther-Haus“ neu errichtet wurde. Unterstützt durch einen „Verein evangelischer Frauen und Jungfrauen zur Anstellung einer Kleinkinder- und Gemeindeschwester“ schuf man eine „Kinderverwahrschule“, aus welcher der noch heute bestehende evangelische Martin-Luther-Kindergarten , Jahnstraße 12, hervorgegangen ist. Aus dem genannten Trägerverein bildete sich 1912 die „Evangelische Frauenhilfe“ , die bis zum heutigen Tag eine segensreiche Tätigkeit entfaltet hat.

Das Schicksalsjahr 1933 mit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten führte zu vielen Konflikten. Die Gemeinde konnte sich in der Frage einer Neubesetzung der Pfarrstelle jedoch behaupten, das Gemeindeleben konnte unter schwierigen Bedingungen aufrecht erhalten werden.

Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges machte sich eine religiöse und kirchliche Aufbruchstimmung bemerkbar. Die Gottesdienste waren überfüllt, die Gemeinde-gruppen schlossen sich neu zusammen, die Sprechstunden der Pfarrer waren stark besucht, und die beschädigten Gebäude wurden in Ordnung gebracht. Die Erweiterung der Stadt machte die Einrichtung eines neuen kirchlichen Zentrums an der Ehmsenstraße erforderlich, die Einweihungsfeier der Erlöserkirche mit Gemeindehaus fand 1967 statt. Für den Gemeindeteil auf dem Schreppenberg entstand 1973 das Bodelschwinghhaus , in Oeventrop wurde 1981 das Evangelische Gemeindezentrum mit Pfarrhaus eingeweiht, in Niedereimer wurde 1991 ein Versammlungsraum „Arche“ eingerichtet.

Nach den Jahren des Aufschwungs setzte etwa ab dem Jahr 2000 ein stetiger, in der Hauptsache durch den demographischen Wandel bedingter Rückgang der Mitgliederzahlen. Das Presbyterium war entschlossen, die damit einhergehenden Veränderungen perspektivisch zu gestalten und hat daher mit großer Beteiligung der Gemeinde eine in die Zukunft weisende Konzeption erarbeitet und im Sommer 2013 vorgestellt. Um das Einsparpotential im Bereich der Immobilien zu erkunden und die tatsächlichen Raumbedarfe zu beschreiben, wurde eine Gebäudestrukturanalyse in Auftrag gegeben, die gleichfalls im Jahre 2013 abgeschlossen wurde.

Die Ergebnisse sowohl der Konzeption als auch der Gebäudestrukturanalyse haben das Presbyterium zu dem Beschluss kommen lassen, im Bereich der Kernstadt nur noch eine Gottesdienststätte und ein Gemeindezentrum vorzuhalten und die Auferstehungskirche entsprechend aus- und umzubauen. Eine Entscheidung, die der Gemeinde neue Perspektiven eröffnet hat, die aber auch mit dem Abschied von der Erlöserkirche zum Jahresende 2015 verbunden gewesen ist, nachdem man sich zuvor schon vom Bodelschwinghhaus, der Arche, dem Gemeindezentrum Oeventrop und dem Jugendzentrum Gierskämpen getrennt hatte.

Um eine breite Akzeptanz für die Umgestaltung der Auferstehungskirche zu erreichen, hat das Presbyterium die Gemeinde mit mehreren Werkstatttagen intensiv und maßgeblich in die Planungen eingezogen, die schließlich im Jahre 2017 zur Durchführung eines Architekturwettbewerbes geführt haben, aus der das Büro Soan, vertreten durch den Architekten Dirk Boländer, als Sieger hervorgegangen ist. Nach den ebenso notwendigen wie umfangreichen Vorarbeiten konnte der Bau im Frühjahr 2019 begonnen werden und hat mit der feierlichen Wiedereröffnung im September 2021 seinen Abschluss gefunden. Während der gesamten Bauzeit durfte die Evangelische Kirchengemeinde Arnsberg Gast der katholischen Kirchengemeinde St. Norbertus in Arnsberg-Süd sein. Beide, katholische wie evangelische Christen, haben diese Zeit unter einem Dach als eine Bereicherung empfunden und das mit einem ökumenischen Gemeindefest im Jahre 2019 auch gebührend gefeiert

Dieser geschichtliche Abriss, der nach anderen Quellen verdichtet werden kann, wird beschlossen mit dem Blick auf das seit ungefähr 1960 geführte Siegel der Kirchengemeinde, welches 2011 in das Logo der Kirchengemeinde übernommen wurde. Es nimmt den Adler als Wappentier der Stadt Arnsberg auf, verbunden mit den Worten des Propheten Jesaja 40,31: „Die auf den Herren harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler.“

So wollen wir Impulse aus der Geschichte unserer Kirchengemeinde aufgreifen und mit großer Zuversicht in die Zukunft gehen.